Juni 18

Leserfrage: generalisierte Angststörung ohne Panikattacken

Ich bekomme jeden Tag so viele E-Mails, dass ich nicht mehr in der Lage bin, diese alle zu beantworten. Und darum starten wir heute mit der neuen Rubrik: Leserfragen.

Ab heute will ich immer mal wieder öffentlich auf Leserfragen antworten. Ziel ist es, dass mit der Zeit so eine Art FAQ entsteht. So kann ich auf bereits beantwortete Fragen verweisen, wenn jemand die gleiche Frage erneut stellt.

Und starten wollen wir mit folgender Frage von Carsten:

„Ich habe eine generalisierte Angststörung und mich würde interessieren, ob es bei einer generalisierten Angststörung „normal“ ist, dass man immer angespannt ist, auch wenn keine akute Panikattacke vorliegt? Ich habe das Gefühl, ich bin immer auf einem hohen Anspannungslevel. Was kann man dagegen tun, um diesen zu senken?“

Eine generalisierte Angststörung oft ohne Panikattacken

Eine generalisierte Angststörung ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorgen, sich kreisende Gedanken und innere Unruhe. Dabei kommt es längst nicht immer zu einer Panikattacke.

Die Sorgen können sich um alle möglichen Dinge drehen: Deine Gesundheit, deine Zukunft, deine Angehörigen…

Die Angst bei der generalisierten Angststörung würde ich als eine unterschwellige, diffuse Angst bezeichnen. Obwohl nicht immer Panikattacken auftreten, leiden die Betroffenen unter dieser Angst oft sehr.

Mehr als einmal wurde mir gegenüber bereits der Wunsch geäußert, man hätte lieber Panikattacken. Auch wenn die Angst hier stärker sein mag, wäre sie nach der Panikattacke zumindest erst einmal vorbei.

Ständige Anspannung typisch

Die ständigen Sorgen führen zu psychischer und körperlicher Angststörung. Und so geht die generalisierte Angststörung im Grunde immer mit An- und Verspannungen einher.

Die Anspannung kann zu Symptomen, wie Kopf- und Rückenschmerzen oder Schwindel führen und die innere Unruhe noch verstärken. Das wiederum kann den Eindruck erwecken, das Ganze hätte körperliche Ursachen. Man macht sich noch mehr Sorgen und ein Teufelskreis entsteht.

Wie du die Anspannung reduzieren kannst…

Um diesem Teufelskreis zu entrinnen, macht es Sinn, die Anspannung zu reduzieren. Zwei Tipps möchte ich dir dafür mit auf den Weg geben.

Erlerne eine Entspannungstechnik

Eine Entspannungstechnik ist längst kein Geheimtipp mehr, wenn es darum geht, Anspannung zu senken und Verspannungen zu lösen. Wichtig ist, dass du diese regelmäßig anwendest und du dir ein wenig Zeit gibst, bis diese ihre Wirkung zeigen.

Ziel ist es eigentlich immer, auf die eine oder andere Weise die Gedanken für eine Zeit zu stoppen. Inzwischen gibt es Unmengen verschiedener Arten von Entspannungsmethoden. Letztlich kann jede davon für dich geeignet sein. Daher gibt es aus meiner Sicht keine richtige oder falsche Methode.

Dennoch möchte ich dir zwei Methoden kurz näher vorstellen, die du dir aus meiner Sicht zunächst anschauen solltest:

Die Progressive Muskelentspannung

Ob generalisierte Angststörung, Agoraphobie, Hypochondrie oder welche Form der Angststörung auch immer. Eine Entspannungstechnik ist in jedem Fall zu empfehlen. Dabei ist die progressive Muskelentspannung meine erste Empfehlung.

Bei der progressiven Muskelentspannung findet ein Wechsel zwischen An- und Entspannung einzelner Muskelgruppen statt. Hier entspannt man nicht nur während der Durchführung der Übungen. Mit der Zeit erkennt man auch im Alltag, wann bestimmte Muskeln verspannt sind. Wenn man nämlich dauernd angespannt ist, weiß man oft gar nicht mehr, wie sich Entspannung anfühlt. Das lernst du hier wieder.

Ich habe bereits über die progressive Muskelentspannung geschrieben. Weitere Infos bekommst du hier.

Meditation

Die Königsdisziplin unter den Entspannungstechniken ist wohl die Meditation. Heute arbeite ich fast täglich damit, wobei ich mich immer noch als blutigen Anfänger bezeichnen würde. Das ist auch gleich der Nachteil des Ganzen. Es kann recht lange dauern, bis man diese Technik einigermaßen beherrscht.

Als ich noch die Angststörung hatte, hat mir diese passive Methode allerdings noch mehr Angst gemacht. Damals war es für mich furcheinflößend, mich auf mein Inneres konzentrieren zu müssen, ohne dabei etwas zu tun. Aber hier ist jeder anders.

Insgesamt ist es jedoch sicher die Methode mit dem meisten Potential. Wenn man diese Technik beherrscht, dann kann man zu jedem Zeitpunkt in die Gegenwart zurückkehren. Im Hier und Jetzt haben Sorgen keinen Platz und Sorgen sind, wie erwähnt, DAS Charakteristikum der generalisierten Angststörung.

Für den Einstieg in die Meditation empfehle ich die App „7Mind“, wenn du gut Englisch kannst, auch die App „Headspace“.

Mache Sport

Es gibt viele Experten, Therapeuten, Psychologen, Ärzte, und Unmengen an Ratgebern zum Thema Angststörung. Ich habe viele Bücher gelesen, Webseiten besucht und mit Fachleuten gesprochen.

Und immer lautet eine der Empfehlungen: Mache Sport. Und ich schließe mich diesbezüglich zu 100% an. Ich halte regelmäßige Bewegung für ungemein wichtig. Jeder sollte das tun. Jeder,

Sport entspannt Körper, Geist und Seele. Nicht umsonst hört man so häufig: „Ich gehe mal ne Runde laufen, ich muss mir mal den Kopf frei machen.“

Den Kopf frei machen. Diese ständigen (negativen) Gedanken beenden, diese Sorgen stoppen. Sport ist dabei behilflich. Und Sport löst auch körperliche Verspannungen und auch das wirkt positiv auf Geist und Psyche.

Eine Entspannungstechnik und Sport: Das sind meine Praxistipps, um die Anspannung zu lösen, die bei einer generalisierten Angststörung eigentlich immer auftritt.

Ich hoffe, ich konnte deine Frage zu deiner Zufriedenheit beantworten.

Und an alle anderen, die diesen Beitrag lesen: Wenn du noch eine Frage zu diesem Thema hast, dann verfasse doch einfach einen Kommentar —> unter diesen Artikel. Ich antworte ganz sicher!


Tags

Generalisierte Angststörung, Meditation, Panikattacken, progressive Muskelentspannung


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  1. Hallo, ich kenne diese generalisierte Angststörung auch. Vor allem wenn es um meine Gesundheit geht. Ich habe z. B. starke Rückenprobleme und dadurch oftmals auch Schmerzen im Brustbereich und in den Armen. Und wenn ich dann im linken Arm Schmerzen habe, denke ich sofort an einen Herzinfarkt. Manchmal steigere ich mich im Unterbewusstsein so stark rein, dass es zur Panikattacke kommt. Ich habe regelrecht Angst davor zu sterben.

  2. Hallo.Ich leide unter Depressionen und einer generalisierten Angststoerung.Mein Problem ist dieses tägliche Unwohlsein einhergehend mit Schwindel ,Schlappheit….ich kann es nicht wirklich beschreiben.Ist dieses unbeschreibliche Gefühl normal?

    1. Mit Depressionen habe ich nur wenig Erfahrung. Die generalisierte Angststörung ist vor allem durch ständige Sorgen und viel Grübeln gekennzeichnet. Und wenn man bei einer Angststörung von „normal“ sprechen kann, dann sind die von dir beschriebenen Symptome nicht untypisch. Letztlich muss ein Arzt ausschließen, dass eine körperliche Ursache vorliegt, aber das kann alles von der Psyche kommen.

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